Markus Schönholzer

Die Schweizermacher

Die Schweizermacher war eine hochwillkommene Wiederbegegnung mit der Kunstgattung Musical. Ich hatte ja schon einigen Kontakt mit dieser "Hochrisiko-Unterhaltungsform" gemacht, und dabei oft das ungute Gefühl gehabt, mich nicht optimal in diesem Metier bewegt zu haben. Ich brannte darauf einen neuen, vielleicht etwas leichtfüssigeren Anlauf Richtung "Musical Theatre" zu nehmen.

Als mich das Produzententeam Darko Soolfrank und Guido Schilling fragte, ob ich mich an eine Musicaladaption der Schweizermacher wagen würde, war mir sehr bald klar, dass ich diese Aufgabe einfach annehmen musste. Ich hatte mir insgeheim schon lange gewünscht, ein aktuelles Thema im Musicalformat auf die Bühne zu bringen. Und da bot sich mir plötzlich ein wunderbares musikalisches Tummelfeld mit absolut glaubhaften Figuren. Es kam mir vor, wie wenn alle Darsteller im Film schon lange darauf gewartet hätten, ihre Geschichte auch mal zu singen. Und so begann ich, ihr Leben in Lieder zu packen.

Mit der grossen Unterstützung des Produzenten Darko Soolfrank machte ich mich auf die Suche nach Kreativen, die meine Vision des perfekten Musicals teilten. Beim durchforsten der hiesigen Kulturlandschaft stiess ich auf den Autoren Paul Steinmann. Und sofort war es mir wohl in seiner Schreibwerkstatt. Sein unverkrampfter und uneitler Arbeitsstil ermöglichte mir einen freien Umgang mit musikalischen und szenischen Fantasien. So war es vor allem seinen motivierenden Taten und Worten zu verdanken, dass ich mich erstmals an das Schreiben schweizerdeutscher Songtexte wagte.

Zu unserem Zweierteam stiess schon bald Stefan Huber. Ein absoluter Glücksfall. Er lenkte unsere Energien, strählte meine Lieder und erweiterte meinen Horizont mit seinen fundierten musikalisch-dramaturgischen Ideen. Ich hatte Anfangs alle Hände voll zu tun, diesem schnellen und gescheiten Mann zu folgen. Aber je mehr er mich in seine Theaterwelt blicken liess, desto mehr erschien mir diese als Heimat. Das hätte ich nie gedacht. Ich wurde richtig glücklich im Musicalland.

So genoss ich eine atemberaubend strenge Zeit mit den Schweizermachern, arbeitete viel und gerne und lernte die Unterhaltungsindustrie von seiner menschlichsten Seite kennen. Ich danke allen unglaublich fleissigen, begabten und freundlichen Menschen, die dabei waren!


Besetzung Uraufführung:
Andrea Zogg Max Bodmer • Iréna Flury Milena Vakulic • Claudio Brentini Francesco Grimolli • Hans Neblung Dr. Helmut Starke • Kerstin Marie Mäkelburg Gertrud Starke • Maja Stolle Frau Galli • Pamela Zottele Sandra Grimolli, Ensemble • Gabriela Ryffel Martha, Ensemble • Markus Buehlmann Yves, Ensemble • Mario Gremlich Lehrer, Vater Fischer, Ensemble • Franziska Lessing Frau Smirnov, Mutter Fischer, Ensemble • Martin Bacher Ensemble • Jaymee Bellprat Ensemble • Sven Olaf Denkinger Ensemble • Tina Ajala Ensemble • Sean Stephens Ensemble • Anton Perez Ensemble • Evelyn Baehler Swing, Dance Captain • Adrian Hochstrasser Swing

Buch:
Paul Steinmann

Musik und Songtexte:
Markus Schönholzer

Regie und Buchentwicklung:
Stefan Huber

Musikalische Leitung:
Matthias Stötzel/Daniel Steger

Choreographie:
Simon Eichenberger

Bühne:
Stephan Prattes

Kostüme:
Heike Seidler

Sounddesign:
Gögs Andrighetto

Die Schweizermacher
PRESSE

Alois Feusi, Neue Zürcher Zeitung
...Das Thema ist ernst, die Umsetzung ist charmant und unterhaltsam. Da wird virtuos mit den knorrigen Eigenheiten des Schweizerdialekts und der Schweizer Mentalität gespielt...Bühnenbild, Ausstattung und Musik lassen nichts zu wünschen übrig...Das Stück kommt mit bemerkenswerter Leichtigkeit daher. Das Lachen der Zuschauer ist kein bitteres, sondern ein vergnügtes. Den Machern der "Schweizermacher" ist es geglückt, ein ernstes Thema zu einem mehrheitstauglichen Unterhaltungsstoff zu machen...

Stefan Busz, Der Landbote
Im Musical "Die Schweizermacher", das in der Maag-Halle in Zürich gestern eine grosse Premiere hatte, ist dieser Himmel zu sehen, dies ganz am Schluss, wenn sich alles, was der Alltag auseinander zu bringen drohte, wieder zum Guten zusammengefunden hat. Dazwischen aber ist immer wieder die Welt stillgestanden, und es war manchmal, als regierte die Schweiz das gefrorene Herz. Keine Bewegung, nirgends. Und kein Lachen, sowieso. Vom Nebel gar nicht zu sprechen...Das gelebte Leben, das die Erinnerung an ein Land ist, das es so nicht mehr gibt, verwandelt sich im Musical in ein Versprechen für die Zukunft: dass hier alles anders werden kann. Die Vergangenheit, die hier so schön vorgeführt wird...ist mehr als nur eine Schweiz aus zweiter Hand. "Die Schweizermacher" sind immer Folie für die Gegenwart. Darüber darf die scheinbare Harmlosigkeit der vorgeführten Geschichte nicht täuschen....Natürlich haben die Macher des Musicals das Gängige schön zusammengefügt. Markus Schönholzer hat die Musik und die stimmigen Songtexte geschrieben, Paul Steinmann das Buch entworfen, Stefan Huber das Stück entwickelt und auch Regie geführt. Natürlich wurde ein formidables Ensemble ausgewählt, alle Künstlerinnen und Künstler können jede Farbe zur Geschichte auf die Bühnen bringen, zusammen mit der sehr guten Band: von traurig bis zuckersüss...Und doch steht das Musical "Die Schweizermacher" quer in der Landschaft. Denn man hat sich hier verliebt: in die Bewegung, die in diesem Stück ist. Die Welt ist hier wirklich während dreier Stunden bitzeli stillgestanden. Und dann hat man am Schluss den Himmel gesehen, der sich aufgetan hat. Grüne Wiesen, blauer Himmel. Es ist der Werbespot für die Heimat von heute. Da haben alle Platz. Die Schweizermacher. Die neuen Schweizer. Alle anderen. Wir sagen dazu: eine schöne Vorstellung.

NZZ am Sonntag
Der neuste Schwapp der Swissness-Musicalwelle, ein Bühnen-Remake von Rolf Lyssys Einbürgerungskomödie ist das Beste, was man aus dem hierzulande Eigenproduzierten bis jetzt zu sehen bekam: Weil es hie und da über den Anspruch guter Unterhaltung hinauslugt, indem es politisch explizite Aussagen wagt. Und weil es musikalisch nicht nur das Süffig-Schunkelige bedient...Gut möglich, dass "Die Schweizermacher" nicht an die Zahlen des Vorgängers "Ewigi Liebi" herankommen, qualitativ jedoch überflügeln sie ihn.

Christian Hubschmid, Sonntagszeitung
...Das wäre 1978 nicht möglich gewesen: Moritz Fischer und Milena Vakulic landen in der Badewanne! Die "Nacktszene" im Musical "Die Schweizermacher" ist eine der schönster der dreistündigen, sehr bunten und sinnlichen Inszenierung. Und sie zeigt, dass das Musical dann am reizvollsten ist, wenn es sich vom Original entfernt und gegenüber der etwas angestaubten Vorlage frischer daherkommt...Wenn die Macher gewusst hätten, wie gut ihre Ideen funktionieren, hätten sie sich wahrscheinlich noch stärker getraut, sich vom Original zu entfernen...Wenn der schüchterne Polizeilehrling (Rolf Sommer) die wunderbare Ballade vom "Füdlibürger" singt, hat man Emil Steinbergers eigentlich uneinholbare Vorlage schon fast vergessen.
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